Was macht die Straße zum Boulevard…?

Was macht die Straße zum Boulevard…?

26.04.2024 08:16 Uhr

Eine Runde über fehlende Pracht, mangelnde Aufenthaltsqualität und leere Gewerbeflächen

Die Zahl des Abends war die „100“.  Sie regte am Donnerstag vergangener Woche (18.April) im Goldberger Saal des VBKI die Diskussion an, löste aber auch zugleich Widerspruch aus und konnte dennoch letztlich nicht widerlegt werden. Die These, dass ca. 100 Gewerbeimmobilien in der City- West leer stehen, wollte Stephan Grupe vom Regionalbeirat des Handelsverbandes Berlin- Brandenburg jedenfalls nicht unkommentiert lassen. Vielleicht seien so viele leere Flächen in der City – West zu finden, jedoch nicht direkt am Ku’damm, eher in den Nebenlagen. Entscheidend sei, in welchem Radius in der Innenstadt man leere Läden zähle.

Lebendig ging es zu und teils auch kontrovers bei der Veranstaltung, zu der die Initiative „Neue Wege für Berlin“ gemeinsam mit der AG City eingeladen hatte. Im Mittelpunkt stand das Dauerbrennerthema deutscher Innenstädte,  nämlich die Krise bei Gewerbe- und Gastronomieimmobilien. Es entwickelte sich eine muntere Diskussion über die Gründe der Krise und über mögliche Ansätze zu deren Lösung, an der sich auch das Publikum engagiert beteiligte. Hochkarätig besetzt war das Podium mit Experten aus Einzelhandel, Standplanung, Immobilienwirtschaft und Gastronomie. So forderte der Gastronom Jürgen Groth u.a. Verbesserungen bei der Beseitigung der „Banalitäten“ am Ku’damm und wünschte sich eine intensivere Bekämpfung  von Müll, Kriminalität und die zügigere Abwicklung von Dauerbaustellen. Dafür gabs Applaus vom Publikum. 

Uwe Timm, der Vorsitzende der AG City, verwies indes auf das Engagement seiner Händlerinitiative bei der Verbesserung der Aufenthaltsqualität an Ku’damm und Tauentzienstraße durch die Organisation höherer Reinigungsfrequenzen oder durch die Bepflanzung der Mittelstreifen. Trotz der Besucherströme, die vor allem am Wittenbergplatz hoch seien, gelinge es nicht, das Potenzial zu nutzen, so Ulrike Schalkowski, die Managerin des Moderiesen Peek &Cloppenburg. Auch Gastronomie könnte die Aufenthaltsqualität steigern. Aber die habe es schwer. Der Immobilienexperte Andreas Schulten war es, der nochmal die rasante Entwicklung Berlins in den vergangenen Jahren in Erinnerung rief, in deren Verlauf die Preise für Grundstücke und Immobilien am Ku’damm explodierten. Zugleich machte er klar, dass das Berlin von früher nicht mehr zurückkehre. Marktmechanismen könnten jedoch die Voraussetzungen schaffen, dass Mieten auch wieder  sinken und damit auch neue Perspektiven für Handel und Gastronomie eröffnen.

 Neue Perspektiven sah der Stadtplaner Wolf- Uwe Rilke in diesem Zusammenhang auch in der Umsetzung von Großprojekten. So brauche es mehr solcher Beispiele, wie etwa die Hochhauspläne auf dem Karstadt-Areal mit einer Mehrfachnutzung für Wohnen, Hotel, Büro und Handel.

Fazit: die Teilnehmer erlebten einen interessanten Abend, den Sandra von Münster souverän moderiert hat, in dem viele Aspekte zur Sprache kamen und eine Erkenntnis besonders hervorhob:die EINE Idee zur Lösung der Krise von Innenstadtlagen, Gastronomie- und Gewerbeimmobilien gibt es nicht. Wir danken allen für eine spannende Diskussion, die noch lange nicht beendet sein dürfte. Fortsetzung folgt…

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