Neue Wege für Berlin hat im September 2020 eine Studie des Forschungsinstituts Empirica vorgelegt, die erschreckende Ergebnisse zu Tage förderte. In den letzten Jahren (2018/19) sind nur 9 % aller Neubau-Wohnungen im frei finanzierten Wohnungsmarkt im Segment der bezahlbaren Mietwohnungen fertig gestellt worden. Als solches gelten Wohnungen mit einer Nettokaltmiete von bis zu 10 Euro pro Quadratmeter. Mit anderen Worten: Über 90 % der fertig gestellten Wohnungen sind nur für Besserverdienende geeignet. Fast genauso dramatisch ist die Bilanz im Bereich der geförderten Sozialwohnungen (mit Nettokaltmieten bis 6,50 Euro je Quadratmeter): Seit 2014 wurden in Berlin nur 5297 Sozialwohnungen gebaut. Da zeitgleich im Schnitt jedes Jahr 4000 Wohnungen aus der Sozialbindung fallen, sind Berlin in den Jahren zwischen 2014 und 2020 weit über 20 000 Sozialwohnungen verloren gegangen. Mit anderen Worten: Berlin hat heute noch weniger bezahlbare und soziale Wohnungen als noch vor sechs Jahren. Diesen Skandal des gescheiterten sozialen und bezahlbaren Wohnungsbaus versuchte der zuständige Senator für Stadtentwicklung Scheel (Linkspartei) in einer Pressemitteilung vom 30.12.2020 vor allem mit der Corona-Pandemie zu bemänteln. Tatsächlich ist jedoch die bewusste, seit 2017 begonnene Bauverhinderungspolitik seiner inzwischen zurückgetretenen Vorgängerin Lompscher der eigentliche Grund dieser politisch gewollten Fehlentwicklung. Deshalb braucht Berlin jetzt eine Trendwende in der Bau- und Wohnungspolitik. Ziel muss dabei sein, durch extensiven Wohnungsneubau im unteren und mittleren Preissegment einen zunehmend entspannten Wohnungsmarkt herzustellen, der auch für „Normalverdiener“ wieder bezahlbaren Wohnraum schafft. Denn neben gesetzlichen Regelungen ist der beste Mieterschutz noch immer ein Wohnungsmarkt, auf dem sich Nachfrage und Angebot weitgehend die Waage halten.